Aktuelles

Gedanken und Neuigkeiten vom, im und aus dem Sport

10 Tips für erfolgreiche Eltern sportlicher Kinder

In meinem letzten Beitrag habe ich erklärt, worauf es bei einem guten Kindertraining ankommt und wie man ein solches erkennt. Heute sind die Eltern selber an der Reihe. Bleib entspannt, habt Spass, dann hat Euer Kind ihn auch. Hier sind zehn wichtige Tips wie Ihr das erreichen könnt:

 

 

1. Seid Eltern, keine Trainer!

Eure Aufgabe ist es in erster Linie, Mama oder Papa zu sein. Ihr seid da um Euer Kind zu unterstützen und es zu trösten, ob vor, während oder nach dem Spiel.

Überlasst das Coachen den Trainern und freut Euch daran, Euer Kind auf seinem sportlichen Weg begleiten zu dürfen. Unterstützt, aber seid nicht aufdringlich.

 

2. Seid ein positives Vorbild

Kinder registrieren schnell, wie sich Erwachsene in ihrem Umfeld verhalten. Stellt als Eltern sicher, dass Ihr nicht nur Euer eigenes Kind mit Respekt behandelt, sondern auch den Trainer, den Schiedsrichter und die anderen Kinder die mitspielen.

Wenn Ihr im Auto, am Spielfeldrand und gegenüber anderen Beteiligten ein positives Verhalten an den Tag legt, dann wird das auch von Eurem Kind wahrgenommen und dient ihm als Vorbild.

 

3. Seht die Dinge in der richtigen Relation

Euer Kind ist kein Profisportler. Beim Kindersport geht es darum zu lernen und Spass zu haben. Setzt Euch zusammen mit Eurem Kind realistische Ziele und lasst nicht zu dass der Sport über Euer Leben bestimmt. Sorgt für eine gesunde Ausgewogenheit damit genug Raum bleibt für andere Aktivitäten und für die Familie

 

4. Sorgt dafür dass sich Euer Kind nicht zu früh spezialisiert

Stellt sicher dass Euer Kind sportlich vielseitig bleibt und sich nicht auf eine einzelne Sportart vertieft. Bei zu früher Spezialisierung besteht die Gefahr, dass ihm der Sport keinen Spass mehr macht, dass es ausbrennt und dass im Lauf der Zeit das Risiko für Überlastungsschäden stark ansteigt. Vielfalt ist auch im Sport das Salz in der Suppe!

 

5. Schaut auf den Weg, nicht auf das Ergebnis!

Lobt Euer Kind für den Einsatz den es zeigt, für sein Engagement und seine Fortschritte, nicht dafür ob es ein Spiel gewonnen hat oder nicht. Entwicklung findet langfristig statt, es geht hier nicht um kurzfristige Erfolge.

 

6. Ermöglicht Eurem Kind angstfreies Ausprobieren

Sport ist eine der wenigen Möglichkeiten in diesem Alter, Risiken eingehen zu dürfen ohne schlimme Konsequenzen fürchten zu müssen. Wenn Kinder eine Aufgabe erfolgreich meistern wollen, dann müssen sie auch in der Lage sein eine Vielzahl von Rückschlägen hinzunehmen. Seid nicht versucht, in diesen Prozess einzugreifen oder ihn gar zu verhindern.

 

7. Vermeidet Vergleiche mit anderen Kindern

Vergleiche mit anderen Kindern finden permanent statt. Tatsächlich sind sie jedoch sinnlos, unpräzise und in der Lage Euch und Euer Kind schnell zu entmutigen.

Kinder entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo, vor allem während der Pubertät, aber auch vorher schon. Daher ist es wichtig, mehr Wert auf ihr technisches Können und ihre Fertigkeiten zu legen, als auf körperliche Eigenschaften.

 

8. Befeuert nicht unnötig das Ego Eures Kindes

Der Gebrauch des Begriffs Talent oder permanentes überschwängliches Lob hat langfristige Auswirkungen. Euer Kind wird sich einbilden dass ihm von Natur aus alles zufliegt und es sich nicht weiter anstrengen muss um etwas zu erreichen.

 

9. Seid umsichtig auf der gemeinsamen Heimfahrt

Es ist nicht Euer Sport, sondern der von Eurem Kind! Missbraucht die Heimfahrt nicht dafür, jede Kleinigkeit zu hinterfragen die es im Training oder im Spiel gemacht hat. Äussert Euch daher nur, wenn Euer Kind Euch darum bittet.

Wenn Ihr das Bedürfnis habt mit ihm über das Spiel zu reden, dann stellt die Fragen so dass es selber in der Lage ist sein Spiel zu reflektieren.

 

10. Geniesst das Erlebnis

Sport kann ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis für Eltern und Kinder sein. In der richtigen Umgebung und mit der richtigen Einstellung sollten Eltern und Kinder in der Lage sein, zusammen viel Spass am Sport zu haben.

 

 

Aus dem Englischen übersetzt mit freundlicher Erlaubnis von WWPIS Working With Parents in Sport

Das Original findet Ihr HIER

 

 

 

Wie sieht ein gutes Kindertraining aus?

Für Eltern kleiner Sportler spielt es eine wichtige Rolle, ihre Kinder beim Sport in guten Händen zu wissen. Doch für Laien ist es in der Regel nicht leicht zu beurteilen, was ein gutes Kindertraining wirklich ausmacht. Zu oft projizieren wir Erwachsenen daher unsere eigenen Interessen, unsere Wünsche und Träume, auf unsere Sprösslinge. Oft mit dem hehren Ziel, dass es den Kleinen gut geht und dass sie erfolgreich sind. Dabei haben Kinder im Sport völlig andere Bedürfnisse, die nicht unbedingt mit unseren eigenen Vorstellungen übereinstimmen. Daher an dieser Stelle ein kleine Übersicht, worauf Ihr beim Kindertraining unbedingt achten solltet:

 

1. Training muss Spass machen!

Dies sollte eigentlich selbstverständlich sein und steht nicht zufällig an erster Stelle. Die Trainingseinheit muss auf alle individuellen Fähigkeiten eingehen und alle Kinder mit einbeziehen. Wenn Kinder Spass haben ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie gerne wiederkommen und ihren Sport weiter ausüben möchten.

 

2. Ein gutes Betreuer : Kinder Verhältnis

Es sollten ausreichend Erwachsene als Helfer und Betreuer zur Verfügung stehen, damit das Training nicht in Chaos ausartet. Dies gilt der sicheren Durchführung, und es zeigt den Kindern dass ihnen ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ausserdem hilft es ihnen beim Lernen, da sie ein besseres individuelles Feedback bekommen. Bei kleineren Kindern sollte ein Trainer für höchstens 10 Kinder zuständig sein, bei Gruppen mit mehr als 10 Kindern ist mindestens ein weiterer Betreuer ratsam.

 

3. Genug Material

Kinder wollen im Sport beschäftigt werden, sie wollen jede Gelegenheit nutzen alle vorhandenen Bälle oder andere Spielgeräte auszuprobieren und den Umgang mit ihnen zu erlernen. Ist nicht genug Material für alle da oder kommen sie nicht zum Zug, wird ihnen schnell langweilig.

 

langweiliges Kindertraining vs. Realität im Spiel
Quelle: Twitter / championshipbasketballschool.com

4. Strukturiertes und auch unstrukturiertes Spiel - und kein Anstehen!

Die besten Trainingseinheiten wirken von aussen betrachtet oft etwas wild und durcheinander. Das ist jedoch in der Regel erwünscht und daher völlig in Ordnung. Eine Reihe hintereinander aufgestellter Kinder die warten bis sie endlich dran sind mag zwar ordentlich aussehen, ist aber völlig kontraproduktiv und fördert keinerlei Sportverständnis sondern bestenfalls Langeweile.

 

5. Gut geplant und organisiert

Eine effektive Trainingseinheit ist gut geplant und hat klare Ziele. Dies widerspricht nicht dem oben erwähnten organisierten Chaos, im Gegenteil! Wenn der Trainer weiss worauf er hinaus will, ist ein gewolltes Durcheinander höchst produktiv. Die einzelnen Teile der Trainingseinheit gehen ausserdem im Idealfall fliessend ineinander über, es gibt wenig Standzeiten und viel Action.

 

6. Sinnvoller Aufbau

In der Regel sollte eine Einheit mit einer Art Warm-Up oder Intro beginnen - am besten in Form eines Spiels. Danach werden die Ziele der Einheit erarbeit, es besteht die Gelegenheit zu lernen und Erlerntes zu vertiefen. Dies geschieht variantenreich und mit viel Abwechslung. Zum Schluss folgt ein spielerischer Ausklang. Auch ein kurzes Feedback ist sinnvoll, bei dem sich die Kinder selber einbringen dürfen. Oft können Vorschläge aus solchen Feedbackrunden aufgenommen und vom Trainer in kommende Einheiten aufgenommen werden.

 

Kinder wollen spielen und registrieren nicht was der Trainer erklärt
Quelle: Twitter

7. Weniger reden, mehr spielen

Oft verschwenden Kindertrainer unnötig Zeit mit Reden. Alles wird haarklein und gebetsmühlenhaft erklärt. Dabei ist die Gelegenheit selber zu entdecken wichtig für die kindliche Entwicklung. Eine kurze Anweisung in Form von wenigen Stichpunkten genügt, dies gewährt den Kindern den nötigen Freiraum, eigene Lösungen für die gestellte Aufgabe zu entdecken.

 

8. Angemessene Herausforderungen

Keine fertigen Lösungen präsentieren! Das schlimmste was im Kindersport passieren kann ist Langeweile. Aufgaben müssen entsprechend dem Spielniveau der Gruppe gestellt werden. Zu einfach aber auch oder zu schwer führt dazu dass Kinder schnell das Interesse verlieren. Ein guter Trainer reagiert wenn eine Spielform nicht "läuft" und passt sie entsprechend an.

 

9. Fehler sind ausdrücklich erlaubt!

Nur wer Fehler macht, lernt! Wichtig ist daher beim Training eine Angstfreie Umgebung, die Möglichkeit neue Dinge auszuprobieren, eigene Wege zur Aufgabenbewältigung zu finden. Dies funktioniert jedoch in der Regel nur nach mehrmaligem Scheitern. Die Freude über ein Erfolgserlebnis ist hinterher umso grösser, das Lösungsmuster kann abgespeichert und später bei Bedarf darauf zurückgegriffen werden. Vorgefertigte Lösungen machen unkreativ und wirken und wirken schlimmstenfalls sogar als Entwicklungsbremse.

 

 

Es gibt keine Patentrezepte zur Trainingsgestaltung. Jeder Trainer ist anders, jede Gruppe ist anders, Ansprüche und Sportarten unterscheiden sich. Was jedoch allen Ansätzen gemeinsam sein muss ist die Möglichkeit zu lernen, sich weiterzuentwickeln und - ganz wichtig - dass alle Seiten Spass daran haben und gerne wiederkommen!!

 

in Anlehnung an: "Parents - do you know what a good coaching session looks like"

von: Working With Parents in Sport
https://www.parentsinsport.co.uk/

 

Alter schützt vor Hantel nicht!

 

Krafttraining hat nichts mit Bodybuilding zu tun. Ausreichend Kraft spielt in (fast) allen Alltagssituationen eine Rolle und wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger, da es  die einzige Form des körperlichen Trainings darstellt, das dem altersbedingten Abbau an Kraft und Muskelmasse entgegenwirkt.

Neulich durfte ich für das renommierte British Journal of Sports Medicine (BJSM) wieder einen kürzlich veröffentlichen Beitrag zu diesem Thema ins Deutsche übersetzen. Der übersetzte Text im BJSM Blog zu finden
http://blogs.bmj.com/…/widerstandstraining-ein-oft-vernac…/…
und auch bem DVGS

https://dvgs.de/blog/item/96-widerstandstraining-ein-oft-vernachl%C3%A4ssigtes-medikament-das-jeder-in-seiner-hausapotheke-hat.html

Mein herzlicher Dank geht dabei vor allem an die Kollegen Dr. Markus Laupheimer von Swiss-Sportscare und Stefan Peters vom DVGS für ihre Unterstützung und natürlich an Karim Khan vom British Journal of Sports Medicine (BJSM)
So, und jetzt ran an die Hanteln, egal wie alt Ihr seid!!

von Tweets bis Likes

Wer fachlich auf dem Laufenden bleiben will, muss viel lesen. Meist zuviel. Und oft ist es extrem schwierig, in kurzer Zeit überhaupt relevantes Material aufzuspüren, viele Fachartikel sind kompliziert geschrieben oder auf Englisch. Traurige Konsequenz: sie werden nicht gelesen. Lieber hält man sich an Kollegen oder irgendwelche Artikel aus Zeitschriften oder im Netz, die in der Regel weit davon entfernt sind seriöse Inhalte wiederzugeben.

Die Lösung? Social Media! Wer sich einmal die Mühe macht geeignete Kanäle auszusuchen, tut sich langfristig leicht an wichtige - und vor allem: aktuelle! - Fachinformationen zu kommen.

Die Schweizer Gesellschaft für Sportmedizin (SGSM) hat diesem Thema nun eine komplette Ausgabe ihrer Zeitschrift gewidmet, die sich HIER abrufen lässt (ab 2018 entsprechend im Archiv).

Im Beitrag von Markus Laupheimer durfte ich freundlicherweise als Co-Autor mitwirken.

Gerne möchte ich an dieser Stelle noch explizit auf ein paar weitere Informationsquellen hinweisen die auch für Trainer und Physiotherapeuten geeignet sind und wo zudem viele Inhalte auf Deutsch gepostet werden:

 

Twitter:

Swiss Sportscare @swisssportscare

Sports Science Fitness (Fachsymposium für Fitnesstraining und Sportphysiotherapie in Köln) @SsfCongress

DVGS - Deutsche Vereinigung für Gesundheitssport @DVGS_eV

Raphael de Lutzel ("Langhantelphysio") @RaphaelDeLutzel

Dr. Frank Weinert (Spezialist für Sehnenprobleme) @DrFrankWeinert

Sportpsychologie München @SportpsychoMuc

Stiftung Sicherheit im Sport @SportSicherheit

 

Podcasts:

BJSM (auch immer wieder hervorragende deutschsprachige Inhalte, einfach bisserl stöbern)

First German Physiotherapy Podcast (FGPTP)

 

Facebook (Seiten und Gruppen):

Physio Meets Science

Trainingslehre und -wissenschaft (Physiotherapie, Sport, Athletik)

Athletiktrainer Community

First German Physio Podcast

Evidenzbasierte Physiotherapie

 

 

Vorbereitung World Games

Anfang dieses Jahres hat Ju Jutsu Kämpferin Julia Paszkiewicz mit mir Kontakt aufgenommen. Sia kannte mich über Freunde in dem Verein, in dem sie ihr FSJ im Sport absolviert hatte. Nachdem der Nominierung für die World Games hatte der Bundestrainer seine Athleten aufgefordert, sich um ihr Krafttraining zu kümmern, ob ich ihr denn behiflich sein könnte? (Wer nicht weiss was die World Games? sind, den weise ich gerne noch einmal auf den entsprechenden Blog-Beitrag vom Sommer hin).

Bis zu dem Zeitpunkt war ich der festen Überzeugung, dass in den Fachverbänden des DOSB ein angemessenes Krafttraining für die Spitzenathleten zur Grundausstattung gehört. Leider wurde ich eines Besseren belehrt.

Julia war als Mitglied ihrer Nationalmannschaft noch nie mit einem "echten" Krafttraining in Berührung gekommen. Zum Glück war sie aber eine hochmotivierte, gelehrige Schülerin mit einem ausgesprochen guten Bewegungsgefühl und einer schnellen Auffassungsgabe, so dass sie es geschafft hat in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit wichtige Techniken in einer ausreichend stabilen Form zu erlernen und ein Grundprogramm zu etablieren, das sie selbständig durchführen konnte. Die Kontrolle erfolgte per Video.

 

 

 

Freundlicherweise hat Julia mir jetzt die Freigabe für die wichtigsten Trainingsvideos erteilt, die ich gerne auf meinem YouTube Kanal mit Euch teilen möchte.
Und auch wenn dies am Ende sicher nur ein kleines Teil im grossen Gesamtpuzzle der Vorbereitung auf eines der wichtigsten internationalen Events im Leben einer Athletin dargestellt hat freue ich mich sehr, dass Julia es geschafft hat, eine Gold- und eine Silbermedaille von den World Games mit nach Hause zu bringen!!

Wenn's mal zwickt dann besser nicht...

Hast Du schonmal etwas von einer Tendinopathie der unteren Extremitäten gehört? Das ist "Medizinisch" für Sehnenreizungen in den Beinen wie z.B. Achillessehnenprobleme oder Sehnenschmerzen im Knie. Sie tritt oft (aber nicht nur) bei Sportlern auf, vor allem bei Läufern.

Prof. Jill Cook, Sportmedizinerin an der rennomierten LaTrobe University in Australien, hat den aktuellen Forschungsstand analysiert und auf dessen Basis 10 Dinge zusammengestellt die Du, wenn Du betroffen bist, besser nicht machen solltest, weil sie die Heilung negativ beeinflussen:

 

1. ...komplett mit dem Training ausetzen

Eine vollständige Pause und Verzicht auf jegliche körperliche Aktivität verringert die Belastbarkeit Deiner Sehnen noch mehr. Stattdessen reduziere Deine Belastung auf ein tolerierbares Mass und steigere dann langsam

2. ...auf passive Behandlungsmethoden zurückgreifen

Behandlungsmethoden die die Belastbarkeit der Sehne nicht direkt beeinflussen sind langfristig nicht hilfreich

3. ...spritzen

Studien haben gezeigt, dass Wirkstoffe die direkt in die Sehne injiziert werden keinen Effekt zeigen. Bestenfalls wenn ein entsprechendes Trainingsprogramm langfristig nicht anschlägt, kann auf diese Therapieform zurückgegriffen werden

4. ...die Schmerzen ignorieren

Der Schmerz zeigt Dir, dass die Belastung zu hoch ist. Reduziere Dein Training so weit, dass die Sehne nicht mehr überlastet wird

5. ...stretchen

Bei den meisten Sehnen wird durch Stretching eine zusätzliche Druckbelastung erzeugt, die der Sehne nicht guttut

6. ...massieren

In einer schmerzhaften Sehne ist das Gewebe bereits überlastet und irritiert. Ein zusätzlicher mechanischer Reiz kann den schmerzhaften Zustand noch verschlimmern

7. ...sich von bildgebenden Verfahren einschüchtern lassen

Mach Dir keine Sorgen über die Ergebnisse eines bildgebenden Verfahrens wie MRT ("Kernspin") oder Ultraschall. Es gibt Beweise dass eine Sehne die Auffälligkeiten zeigt, Belastung sehr wohl verträgt. Vor allem, wenn Du diese Belastung Stück für Stück steigerst

8. ...Angst haben dass die Sehne reisst

Schmerz ist ein Schutzmechanismus und veranlasst Dich dazu, die Belastung zu reduzieren. Die meisten Leute bei denen eine Sehne reisst hatten davor noch nie Schmerzen, obwohl die Sehne grosse Auffälligkeiten zeigt

9. ...die Rehabilitation abkürzen

Die Sehne muss ihre Kraft und Belastbarkeit wiedererlangen. Verfahren die eine schnelle Heilung versprechen bringen nur eine kurzfristige Verbesserung, dann kommen die Schmerzen zurück

10. ...eine falsche Vorstellung davon haben was eine hohe Last ausmacht

Hohe Belastungen für eine Sehne entstehen dann, wenn sie wie eine Feder benutzt wird (also beim Springen, Sprinten, usw.). Alles andere ist aus Sicht der Sehne eine eher geringe Last, auch wenn es der Muskelentwicklung dienlich ist

 

diese Zusammenstellung beruht auf einem Youtube Video der TREK Group

 

 

weitere Informationen findet Ihr bei

@ProfJillCook

@TREK_group

@LaTrobeSEM

 

Videogestaltung durch

@fisioterapianet

Man muss eben Prioritäten setzen!

Man muss sich das mal vorstellen: Olympische Spiele und niemand merkt was davon.

Unvorstellbar? Naja...

Letztes Wochenende sind in Breslau die World Games zu Ende gegangen. Das ist so etwas wie Olympia für nicht-olympische Sportarten. Wobei das auch nicht ganz richtig ist, viele olympische Sportarten haben Teildisziplinen die bei Olympia nicht zum Zug kommen aber dafür bei den World Games vertreten sind wie z.B. das Feldbogenschiessen im Bogensport, oder Trampolin-Tumbling, um hier nur zwei zu nennen. Dazu kommen alte Disziplinen die früher einmal olympisch waren wie Tauziehen oder solche die 2020 in Tokyo dabeisein werden wie Sportklettern oder Surfen. Alles in allem bieten die World Games zehn Tage lang einen vielfältigen Mix an begeisterndem Sport von dem man annehmen sollte es sei aller Ehren wert dass er genug Beachtung findet.

Nach aussen hin sind das IOC und auch der DOSB derselben Meinung. Immerhin hat es sich selbst der Herr Bach nicht nehmen lassen, sich im Licht der World Games ein bisschen sonnen zu können, und der DOSB hat die Bedeutung der Spiele in höchsten Tönen auf seiner Webseite angepriesen. Schliesslich gibt er sich als offizieller Dachverband aller organisierten Sportarten in Deutschland. Erstmals wurde Fernsehpräsenz auf dem Olympischen TV-Kanal versprochen, in Deutschland übertrug Sport1.

Das war's aber dann leider auch schon mit der publikumswirksamen Herrlichkeit.

Mal ganz ehrlich: hat irgendjemand der nicht in irgendeiner Form sportverrückt ist, etwas von der Veranstaltung mitbekommen? In den beiden wichtigsten überregionalen deutschen Tageszeitungen, SZ und FAZ, stand genau - nichts! Auch das Blatt mit den vier fettgedruckten Buchstaben hat den Spielen nicht eine einzige Zeile gegönnt. Der oben erwähnte verantwortliche TV Sender Sport1 hat nur dann übertragen wenn es genehm war. Heisst: solange nicht zeitgleich eine noch bedeutendere Veranstaltung stattgefunden hat wie z.B. ein Regionalliga-Fussballspiel (immerhin 4. Liga!) oder ein internationaler Testkick in Singapur. Man muss eben Prioritäten setzen! Der alternative Livestream über die mobile App des Senders wurde so gut wie nicht beworben, ausserdem lief dort nur ein englischsprachiger Kommentar.

ein Olympiastützpunkt ist leider nicht für alle Spitzenathleten da
ein Olympiastützpunkt ist leider nicht für alle Spitzenathleten da

Wer in der Lage ist eins und eins zusammenzuzählen merkt schnell, es handelt sich hier - leider - um eine Veranstaltung zweiter Klasse. Und damit tut man nicht nur den Spielen selber Unrecht, sondern vor allem auch den Athleten die monatelang auf dieses Ereignis hingefiebert haben. Die sich wie die Schneekönige über ihre Nominierung gefreut haben - und über einen Medaillengewinn sowieso. Die für eine optimale Vorbereitung ihren Job oder ihr Studium zurückgestellt haben, die, wie jeder deutsche Kaderathlet, einem notwendigen aber bisweilen nervigen Antidoping Meldesystem unterliegen, bei dem sie wochenlang im Voraus angeben müssen wo sie wann anzutreffen sind um für die Kontrolleure erreichbar zu sein. Die stolz darauf sind bei internationalen Ereignissen ihr Land repräsentieren zu dürfen. Zum Dank dafür nehmen Fernsehen und Presse ihnen die Möglichkeit, andere für ihren Sport zu begeistern und diesen einem breiteren Publikum vorzustellen. Schlimmer noch: der allmächtige DOSB erlaubt ihnen noch nicht einmal, die Serviceleistungen der Olympiastützpunkte in Anspruch zu nehmen, denn die stehen nur "echten" Olympioniken und Paralympiern zur Verfügung. Denn genau wie Fernsehen und Presse, weiss auch die Dachorganisation des deutschen Sports: man muss immer Prioritäten setzen!

wo war nochmal...?

Zum Handwerkszeug eines jeden Trainers gehört zwingend ein gewisses Grundverständnis des menschlichen Bewegungsapparats. Damit nach der C-Trainer Ausbildung nicht alles wieder aus dem Kopf verschwindet, steht hier ab sofort mein Anatomieskript zum Download zur Verfügung. Stark vereinfacht, hauptsächlich für Neulinge konzipiert und (hoffentlich) so gestaltet dass am Ende auch was hängen bleibt...

Monaco 2017 - Tag 3 (2)

Schreibblock mit Olympischen Ringen bein IOCprev2017
insgesamt habe ich knapp 25 Seiten mitnotiert, damit ich hinterher noch weiss wer was gesagt hat

Das war's jetzt also! Wie nicht anders zu erwarten eine Veranstaltung mit einer extrem hohen Qualität und - das darf man nicht vergessen - im Zeichen der Olympischen Ringe. Und auch wenn es sich hier natürlich nicht um eine Sportveranstaltung gehandelt hat, war der Olympische Geist doch spürbar. Internationaler Flair, eine Vielfalt an Sprachen und Kulturen und dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - ein sehr gelungener Informationsaustausch. Alle teilen eine Vision, selbst wenn es bezüglich des Weges der letztendlich zum Ziel führt höchst unterschiedliche Auffassungen gibt. Aber genau das ist es, was es meiner Meinung nach ausmacht. Mal einen Blick über den Tellerrand wagen, raus aus der festgefahren Spur, schauen was andere machen und gemeinsam Ideen entwickeln. Neugierig sein. Aber auch mal kontrovers diskutieren.

In dem Zusammenhang fand ich es sehr bemerkenswert, dass seine Hoheit Prinz Albert es sich nicht hat nehmen lassen der etwa 10-minütigen Schlusszeremonie beizuwohnen - ohne Ansprache, einfach nur um dabei zu sein! Der Leiter der IOC Medizinkommission, Ugur Erdener, ist extra kurzfristig vom IOC-Meeting in Pyeongchang angereist, um die Schlussworte sprechen zu können. Der zuständige Direktor, Richard Budgett, war über die gesamte Dauer der Veranstaltung anwesend. Nur der Herr Bach selber hatte es nicht nötig zu erscheinen, ausser im Rahmen der Eröffnung am Mittwoch in Form einer verwässerten Videobotschaft auf die man auch ganz gut hätte verzichten können, aber da zeigt sich eben wo die Prioritäten liegen!

 

feierlicher Abschluss einer sehr gelungenen Veranstaltung im Zeichen der olympischen Ringe
feierlicher Abschluss einer sehr gelungenen Veranstaltung im Zeichen der olympischen Ringe
Isi Schneider, Karim Khan, Sven Friese, Tony Shield beim IOCprev2017
ich zusammen mit Karim Khan, Sven Friese aus NRW und dem australischen Kollegen Tony Shield (v.l.)

Insgesamt waren bei der diesjährigen Veranstaltung rund 12oo Teilnehmer aus 96 Ländern anwesend! Das Programmheft war mehr als 100 Seiten dick. Unter den Rednern fanden sich Hochkaräter wie Karim Khan, Jill Cook oder Roald Bahr, um nur drei von ihnen zu nennen. 25% der Redner kamen dabei aus Skandinavien. Die Qualität aus dem Norden Europas mag gefühlt unerreichbar sein, trotzdem wirkt sie als Ansporn. Angenehm zudem, dass diese "Stars" der modernen Sport- und Bewegungsmedizin stets offen für Fragen und Gespräche sind, nach den einzelnen Symposien, beim Mittagessen oder in den Kaffeepausen, solange man es schafft den Respekt abzulegen und sie anzusprechen. Aber auch das ist in der Regel kein Problem.

Der nächste Termin steht übrigens schon fest, nämlich vom 12. - 14. März 2020 am selben  Ort (ich persönlich könnte mir auch keinen besseren vorstellen).

Also schonmal rot im Kalender markieren! Und für all diejenigen die gefragt haben wie man es schafft bei so einem Event dabei zu sein: einfach anmelden! Den Link zur Webseite gibt's hier schonmal im Voraus

www.ioc-preventionconference.org/

 

Monaco 2017 - Tag 3 (1)

Letzter Tag, ein Tag voller Höhepunkte! Zum Anfang ein hervorragender Keynote Vortrag von Tim Gabbett zum Thema Belastungsgestaltung, in der Fachsprache "load management" genannt.

In den meisten Präventionsmodellen wird die Trainingsbelastung nicht berücksichtigt, dabei liegt in ihr ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung eines Athleten. Dabei sollte eines klar sein: wer nicht trainiert kann sich auch nicht verletzen. Wer trainiert muss daher seinen Körper in die Lage versetzen, die entsprechende Belastung auch zu tolerieren. Dass dabei die Strategie "von null auf hundert" nicht sinnvoll ist, dürfte jedem klar sein. Die Steigerung der wöchentlichen Belastung um 10% oder mehr bedeutet ein erhöhtes Verletzungsrisiko.

Tim Gabbett, IOCprev2017, acute:chronic workload, load management
Vortrag über sinnvolle Belastungsgestaltung mit Tim Gabbett

Ein neuer Ansatz in der Belastungsgestaltung liegt im sogenannten acute / chronic Workload Ratio. Bedutet konkret, die Art der Steigerung ist entscheidend. Das aktuelle Modell verrechnet eine Trainingswoche ("acute") gegenüber einer Durchschnittsbelastung in einem Zeitraum von vier Wochen ("chronic"). Dieses Verhältnis sollte 1,5 nicht überschreiten, um auf der sicheren Seite zu sein, wobei es in bestimmten Situationen und bei einem gut vorereiteten Sportler OK sein kann, den Wert zu erhöhen. Dieser Ansatz gilt praktisch für alle Sportarten!

Die Forschungslage ist hier relativ sicher, befindet sich aber dennoch am Anfang (das erste Paper zum Thema wurde 2015 veröffentlicht).

Die Botschaft zum Mitnehmen lautet: packt Eure Athleten nicht in Watte, steigert die Belastung sinnvoll und vermeidet Belastungsspitzen nach Zeiten längerer Inaktivität oder geringer Aktivität!

Tim Gabbett wird übrigens im September beim Sports Science and Fitness Congress in Köln zu hören sein. Definitiv lohnenswert!

Sports Science and Fitness Congress 2017 in Köln

 

Monaco 2017 - Tag 2

Roald Bahr, screening, IOCprev2017
Warum ist Screening sinnvoll? Keynote Vortrag von Roald Bahr

Auch heute gab es wieder eine Vielzahl an Eindrücken zu verarbeiten, allen voran der Vortrag von Roald Bahr: 

Wer Verletzungen vermeiden will muss nicht nur wissen wie sie entstehen, wichtig ist auch das Erkennen von Risikofaktoren. Denn was interessiert mich wie tödlich der Biss einer grünen Mamba ist, wenn in Mitteleuropa die Wahrscheinlichkeit von einer gebissen zu werden gegen null geht, um es mal mit einem Beispiel auszudrücken.

Dabei muss man sich aber im Klaren sein dass Risikobewertung - auch Screening genannt (im Normalgebrauch würde man wahrscheinlich Vorsorgeuntersuchug sagen) als Prediktor an sich nicht taugt. Die Identifikation von Risikofaktoren ist nicht gleichzusetzen mit der Vorhersage von Krankheit oder Verletzung. Auch hier ein Beispiel: Raucher haben ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass jeder Raucher krank wird. Helmut Schmidt hat mit 95 Jahren immer noch gequalmt wie ein Schlot. Das Ziel des Screenings im Sport kann also nicht sein, den Faserriss auf Datum und Uhrzeit vorauszusagen um dann entsprechend dagegen vorgehen zu können. Dieser Ansatz ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt.

Prävention im Sport bedeutet, das Verletzungsrisiko einer bestimmten Population, beispielsweise einer Mannschaft, herabzusetzen. Kann bedeuten: die Gesamtzahl der Verletzungen in einer Saison zu verringern. Wenn alles dafür getan wird und es verletzt sich am Ende doch noch irgendeine arme Sau (statt wie vielleicht früher im selben Zeitraum 7 oder 8) lässt sich das eben nicht vermeiden. Individueller Shit happens! Die Gesamtpopulation (in diesem Fall das Team) wird aber in der Summe weniger anfällig sein. Mit Screening hat das aber im konkreten Fall nichts zu tun!

Wozu taugt aber dann ein Screening überhaupt, wenn nicht zur Vorhersage? Ganz einfach: es ist in der Lage, existierende (!!) aber bisher nicht erkannte Probleme zu erkennen und entsprechend zu reagieren, z.B. Stressreaktionen im Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es lassen sich Baseline-Werte etablieren, z.B. in Bezug auf Kraft oder Beweglichkeit, die nach einer möglichen Verletzung im Wiederaufbau der Zielsetzung dienen können. Ausserdem ist es in der Lage, die Bindung und das Vertrauensverhältnis zum (medizinischen) Betreuer zu festigen Daher sollte trotz der fehlenden Vorhersagekraft nicht auf ein Screening verzichtet werden.

 

Monaco 2017 - Tag 1 (2)

Ursprünglich hatte ich mir überlegt, jedes Einzelsymposium das ich heute besuchtt habe kurz zusammenzufassen. Davon bin ich jetzt doch abgekommen. Das hat vor allem zwei Gründe. Nicht nur dass der Aufwand bei der geballten Flut an Information enorm hoch wäre, die Kernaussage hätte sich ohnehin wiederholt, ganz unabhängig vom jeweiligen Thema.

Es ist davon auszugehen, dass die einzelnen Präsentationen in absehbarer Zeit online stehen, einige werde auch als Video abrufbar sein oder sind es schon, ich hatte noch keine Zeit nachzuschauen. Daher möchte ich mich an dieser Stelle auf die wichtigsten Punkte beschränken, die sich aus allen Vorträgen herauslesen lassen:

 

IOCprev2017 Programm vom Donnerstag
die besuchten Vorträge und Symposien des heutigen Tages
Mitschrift IOCprev2017
immer schön aufmerksam sein und mitschreiben

 

1. Prävention wirkt. Mit geeigneten Trainingsinterventionen lassen sich Verletzungen nachhaltig vermeiden, seien es Muskelverletzungen (Hamstrings), Kapsel-Band-Verletzungen (Sprunggelenk, Kreuzband...), Kopfverletzungen (Gehirnerschütterung) oder andere

 

2. Prävention wirkt nicht! Beispielhaft dafür ist die Tatsache, dass sich die Anzahl der Hamstringverletzungen im Fussball in den letzten Jahren nicht verringert hat. Sie ist sogar leicht gestiegen

 

3. Prävention ist nicht sexy! Übungen werden nicht gemacht, sind zu kompliziert, es besteht kein wirkliches Interesse daran, Ignoranz, Anzweifeln der Studienlage, Meinungen zählen mehr als Tatsachen

 

4. Eine Politik der kleinen Schritte könnte wirksam sein. Lieber die entsprechenden Protokolle vereinfachen, dann sind sie vielleicht weniger effektiv, werden aber zumindest durchgeführt und tragen somit dennoch zu einer höheren Wirksamkeit bei

 

5. Vorbilder helfen. Was nutzt die beste Forschungslage, wenn sie keine Untersützung findet? Wenn aber ein Superstar sich für eine Massnahme hergibt und sagt "ich mach das weil's cool ist" dann machen es alle nach, wirksam oder nicht (Negativbeispiel Nahrungsergänzungsmittel, Hologrammarmbänder, etc...). Fände sich ein prominenter Sportler der sich für ein Präventionsprogramm stark macht, wäre die Implementierung wesentlich einfacher

 

6. Die Wirksamkeit vieler Programme zeigt sich nicht schnell genug. Was interessiert mich jetzt wie lange meine sportliche Karriere noch dauert, wenn ich weiss dass ich morgen nicht spielen kann? Dann lieber ein Schnellschuss mit dem Risiko einer Wiederverletzung - kann ja auch gutgehen. Man weiss es nicht.

 

7. Ähnliches gilt für die Kosten. Entscheidern (Trainern, aber auch Funktionären und - um ein ganz grosses Bild zu zeichnen - Politikern) muss klar sein vieviel sich langfristig sparen lässt, auch wenn kurzfristig erstmal Kosten entstehen. Denn dann kann entsprechend "von oben" interveniert werden. Es geht schliesslich nicht nur um Leistungssport, sondern um Gesundheit an sich.

 

8. Die Rolle des Gehirns ist nicht zu unterschätzen. Das gilt fürs korrekte Abrufen von Bewegungsmustern, fürs Schmerzempfinden aber letztlich auch - und das ist die traurige Seite, sonst könnte alles so einfach sein - für den gesunden Menschenverstand.

 

9. Soziokulturelle Faktoren müssen stets mit berücksichtigt werden. In unterschiedlichen Umgebungen zählen unterschiedliche Werte, ebenso hat Gesundheit einen unterschiedlichen Stellenwert. Für den einen ist eine Verletzung "nur" ein Kostenfaktor, für den anderen geht es um den Verlust der sozialen Anerkennung bis hin zur nackten Existenz.

 

10. Gibt's eigentlich nicht, aber es klingt einfach besser als 9 :-)

 

Mehr dann morgen...

 

Monaco 2017 - Tag 1 (1)

Keynote Vortrag mit Willem van Mechelen beim IOCprev2017
erster Keynote Vortrag mit Willem van Mechelen

Der "richtige" Start heute und gleich mit einem absoluten Highlight, dem Keynote Vortrag von Willem van Mechelen. Mit seinem wegweisenden Paper von 1987, 1992 erstmals international veröffentlicht, hat er den Stein in Sachen Verletzungsprävention erst ins Rollen gebracht.

Den Originaltext gibt es hier zum Download

 

Dabei ist zu betonen, dass der ursprüngliche Präventionsgedanke, nämlich Vorbeugung durch Bewegung und körperliche Aktivität, sehr eng mit der Prävention IM Sport verknüpft ist. Denn was nutzt Gesundheit durch Bewegung, wenn dann die Beweung selber nicht gesund ist, aufgrund von vermeidbaren Verletzungsrisiken.

Wichtig ausserdem: Prävention wirkt! Nicht! Denn das beste Programm ist auf die Dauer nicht zielführend - so effektiv es auch sein mag - wenn es keine Anwendung findet. Wie solche Programme letztlich implementiert werden können wird noch Teil der Diskussion der nächsten Tage sein.

 

Monaco 2017 - Prolog

Shuttlebus vom Flughafen Nizza zum Hotel in Monaco - nur echt mit den Olympischen Ringen
Shuttlebus vom Flughafen Nizza zum Hotel in Monaco - nur echt mit den Olympischen Ringen

Auch wenn das Symposium offiziell erst morgen beginnt hat es heute schon einen ersten Vorgeschmack gegeben. Das ging damit los dass Abholen am Flughafen Nizza und der Shuttle ins Hotel in Monaco hervorragend organisiert waren. Auch das Einchecken später im Grimaldi Forum völlig problemlos.

 

Die Eröffnungszeremonie ist auf heute Abend vorgezogen worden und ich hatte gerade noch Zeit wieder ins Hotel hochzumarschieren und mir was anständiges anzuziehen. Monaco ist was für Sportler, es geht entweder rauf oder runter. Flach gibt's nur entlang der Strandpromenade.

Ein tolles Ambiente hatten sie im grossen Konferenzsaal vorbereitet, noch mondäner als bei der letzten Auflage 2014. Und auch dieses Mal hat es sich seine Hoheit Prinz Albert nicht nehmen lassen die Veranstaltung persönlich zu eröffnen.

 

Danach gab's Häppchen und eine erste Runde fachlichen Austauschs mit bisher noch nicht bekannten internationalen Kollegen. Der olympische Geist ist spürbar, alle haben dasselbe Ziel - auf höchst verschiedenen Wegen. Hier ist der olympische Kommerz zum Glück ganz weit weg (insofern hätte man sich das aufgezeichnetes Grusswort von Herrn Bach auch schenken können, leeres Blabla)

 

Eröffnungszeremonie IOCprev2017 mit Prinz Albert
Eröffnungszeremonie mit Prinz Albert
Grimaldi Forum Monaco am Abend nach der Eröffnungsfeier zu IOCprev2017
Ende der Abendveranstaltung

 

Erkenntnisse des Tages:

1. Vor dem ersten Glas Champagner hätte ich bisserl was essen sollen

2. Es sind wieder tolle Leute hier von denen ich viel lernen kann

3. Es gibt tatsächlich ein paar deutsche Teilnehmer, wir streben einen regen Austausch an, da freu ich mich schon drauf

4. Twitter ist ein wichtiges Kommunikationsmedium in der Sportmedizinischen Forschung und wird in Deutschland leider kaum genutzt

5. Dieser Text ist länger als sämtliche Grussworte des heutigen Abends zusammen, drum mach ich jetzt Schluss. Alles Weitere morgen...

 

IOC Prevention Conference 2017

 

Vor 12 Jahren, im Sommer 2005, fand in Oslo auf Initiative des renommierten sportmedizinischen Zentrums OSTRC die erste internationale Konferenz zum Thema Prävention von Verletzungen und Krankheit im Sport statt. Aufgrund des grossen Erfolgs wurde die Veranstaltung 2008 wiederholt, diesmal in Trondheim. Inzwischen findet sie regelmässig alle drei Jahre statt, seit 2011 im Grimaldiforum in Monaco und mit Unterstützung der medizinischen Kommission des IOC sowie der wichtigsten sportmedizinischen Fachzeitschrift, dem BJSM. Die fünfte Auflage startet morgen Abend mit einem Empfang, bevor dann am Donnerstag nach der feierlichen Eröffnung die einzelnen Symposien, Workshops und Präsentationen starten.

Mehr Informationen findet Ihr auf der offiziellen Webseite

http://www.ioc-preventionconference.org/

Es sind übrigens noch Plätze frei...

Anatomie

 

Wo finde ich was? Im Sport, vor allem im sogenannten "funktionellen Training" aber auch in der Bewegungsmedizin, sind fundierte Kenntnisse des Bewegungsapparats essenziell. 

Von Aclands gibt es dazu eine sehr gelungene Serie von sechs Anatomie-DVDs, die auch über Youtube abrufbar sind und die den menschlichen Körper von Kopf bis Fuss präsentieren, sozusagen live und in Farbe.

OK, vielleicht nicht mehr live sondern auf dem Seziertisch...

Sportwissenschaftler, Trainer, aber auch interessierte Sportler können sich hier viel brauchbares Wissen aneignen. 

 

Die passende Beschäftigung für verregnete Herbsttage: rund 14 Stunden menschlicher Körper im Detail

 

Aclands DVD Atlas Human Anatomy - Playlist mit sechs Videos

http://www.youtube.com/playlist?list=PLp66g7eiCSZ8Q6p18x8IornOfcA6ulVwV

Risikopatienten

 

Wenn ein Arzt nicht in der Lage ist Gutes zu tun, dann muss man ihn davon abhalten Schaden anzurichten.

(Hippokrates)

 

Immer mehr Menschen finden sich gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Aber was genau macht einen Risikopatienten aus? Und wie definiert sich überhaupt der Begriff "Risiko"?  Der finnische Arzt Teppo Järvinen hat sich zu diesem Thema so seine Gedanken gemacht, sein Beitrag erschien im November 2015 als Editorial im British Journal of Sports Medicine (BJSM). Durch meine Zusammenarbeit mit dem BJSM hatte ich des Privileg, den Artikel ins Deutsche übersetzen zu dürfen, letzte Woche wurde er nun im sportmedizinischen Blog der British Medical Group veröffentlicht.

Das Ergebnis zu dem Järvinen kommt ist mehr als ernüchternd. Weder Ärzte noch Patienten sind in der Lage medizinische Risikofaktoren adäquat zu bewerten, was für ein staatliches Gesundheitswesen verheerende finanziellen Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Den ganzen Artikel könnt Ihr hier nachlesen

http://blogs.bmj.com/bjsm/2016/09/22/bewertung-von-personen-als-risikopatienten-eminenzbasierte-willkur/

Dort findet Ihr bei Bedarf auch einen Link auf die (frei zugängliche) Originalversion.

Rekord? Verdächtig!

 

Ich bin weit davon entfernt zu behaupten alle Sportler seien gedopt. Genausoweit entfernt bin ich im Übrigen davon zu behaupten alle Sportler sind sauber. Was mich allerdings stört ist die Grauzone dazwischen, vor allem wenn sie unterschiedlich bewertet wird. Das organisierte Dopingprogramm in Russland lässt sich nicht dadurch wegbeten dass man lange genug nicht hinschaut. Daher wäre es nur konsequent gewesen, das gesamte Team von den Spielen auszuschliessen und nicht nur Leichtathleten, Gewichtheber und ein paar andere unglückliche Sündenböcke. So kommt jeder russische Erfolg in Rio mit einem gewissen Beigeschmack daher. Dies bedeutet aber NICHT, dass man bei jedem Wettkampf kritiklos mit dem Finger auf Putin's böse Doper zeigen sollte - um gleichzeitig das Problem in anderen Ländern totzuschweigen. Und im eigenen Land sowieso.

 

Der pulverisierte 10000m Weltrekord der Äthiopierin Alaz Ayana wird allgemein mit Argwohn betrachtet, gelingt aber der Amerikanerin Katie Ledecky etwas Ähnliches über 800m Schwimmen, dann wird sie von allen bejubelt. Zur Erinnerung: unter den amerikanischen Leichtathleten befinden sich mit Dennis Mitchell, LaShawn Merritt und Justin Gatlin mindestens drei Teilnehmer mit einer mehr als einschlägigen Dopingvergangenheit. Und bevor alle bösen Russen an den Pranger gestellt werden, könnte man genauso auf Kenia verweisen, wo korrupte Funktionäre eine Art Freikaufsystem installiert haben, auf Äthiopien, wo lange Zeit keinerlei Trainingskontrollen stattgefunden haben, auf den Veranstalter Brasilien, wo in drei Monaten vor den Spielen überhaupt nicht kontrolliert wurde - mit dem Hinweis dass dies aufgrund der entzogenen Akkreditierung des Labors von Rio schlicht nicht möglich gewesen sei. Und bei uns? Die Machenschaften an der Freiburger Uni? Schon vergessen?

Am besten jeder kehrt erstmal vor seiner eigenen Tür. Aber bitte gründlich!!

Olympische Gedanken

SPORT HAS THE POWER TO CHANGE THE WORLD!

Dieser Satz stammt von keinem Geringeren als Nelson Mandela.  Bezeichnend dafür zwei Fotos der aktuellen Spiele von Rio: links zwei das Zusammentreffen zweier Kulturen die unterschiedlicher nicht sein könnten beim gemeinsamen Spiel. Rechts zwei Turnerinnen aus Korea, eine Nord, eine Süd, mit einem gemeinsamen Selfie. Plötzlich spielen Herkunft, Religion, Wohlstand... keine Rolle mehr.

Trotz aller Dopingskandale, korrupten Funktionären und zunehmendem Kommerz - der Geist des Sports lebt! Er lebt in diesen kleinen Gesten wie den hier dargestellten. Interkulturell, völkerverbindend und grenzübergreifend. Man kann ihn nicht immer sehen, ja manchmal muss man sogar so lange nach ihm suchen. Immer wieder wird er erniedrigt und gedemütigt, mit Füssen getreten und für tot erklärt. Aber dann schafft er es doch, sich wieder aufzurappeln, kommt ganz unerwartet wieder zum Vorschein. Oft genug an einer Stelle an der man es am wenigsten vermutet hätte. Und solange er dazu noch in der Lage ist bleibt Hoffnung. Hoffnung, dass wieder mehr Menschen seinen Wert erkennen. Sich an ihm erfreuen, ihn hegen und pflegen, damit er vielleicht irgendwann (wieder?) gross und selbstverständlich wird, dieser Geist, der die Welt verändern kann.

Symposien im Herbst 2016

 

Im Herbst 2016 werden in Deutschland zwei hochkarätig besetzte Symposien veranstaltet, wie sie sonst meistens nur im Ausland zu finden sind:


Der Concussion Consensus findet nur alle vier Jahre an wechselnden Orten statt, dieses Jahr am 27. und 28. Oktober in Berlin. Das Thema Gehirnerschütterung ist nicht erst seit dem WM-Finale 2014 und der Auswechslung von Christoph Kramer aktuell, trotzdem werden die Schwere einer solchen Verletzung und die möglichen gravierenden Folgen häufig unterschätzt und banalisiert. In diesem Symposium wird die derzeitige Forschungslage diskutiert mit dem Ziel, ein neues Konsenspapier zu verabschieden sowie den Kurztest SCAT zu aktualisieren und möglichst auch zu vereinfachen.

 

Vorher feiert aber noch der Sports Science and Fitness Congress (SSF) in Köln seine Premiere, nämlich am 24. und 25. September. Dabei sollen vor allem im Bereich Bewegungsmedizin und Fitness neue Ergebnisse vorgestellt werden, für eine breit angelegte Zielgruppe von Fitnesstrainern, Sportphysiotherapeuten und Sportmedizinern. Letztere bekommen für ihre Teilnahme 16 Weiterbildungspunkte angerechnet.

alles fängt irgendwann mal an...

 

...so auch dieser Blog!

Um nicht permanent neue Unterseiten erstellen zu müssen, aber doch immer aktuell zu sein, ist Physio-Motion ab sofort mit einem Sportblog ausgestattet. Hier findet Ihr Gedanken zu angesagten Themen, Neuigkeiten aus der Trainingswissenschaft und der Sport- und Bewegungsmedizin, eigene Produkttests und Erfahrungsberichte (keine Werbung!!) und andere Informationen aus der weiten Welt des Sports.

Physio-Motion

Beratung und Dienstleistungen

rund um Sport, Bewegung und Gesundheit

 

Isabel Schneider

(Sportwissenschaftler MA)

Herbststr.7

82194 Gröbenzell

isi[at]physio-motion.de

Tel.: 0170-4749834

UStID DE304712514

Facebook
Twitter
Youtube
WhatsApp