Für Eltern kleiner Sportler spielt es eine wichtige Rolle, ihre Kinder beim Sport in guten Händen zu wissen. Doch für Laien ist es in der
Regel nicht leicht zu beurteilen, was ein gutes Kindertraining wirklich ausmacht. Zu oft projizieren wir Erwachsenen daher unsere eigenen Interessen, unsere Wünsche und Träume, auf unsere
Sprösslinge. Oft mit dem hehren Ziel, dass es den Kleinen gut geht und dass sie erfolgreich sind. Dabei haben Kinder im Sport völlig andere Bedürfnisse, die nicht unbedingt mit unseren eigenen
Vorstellungen übereinstimmen. Daher an dieser Stelle ein kleine Übersicht, worauf Ihr beim Kindertraining unbedingt achten solltet:
1. Training muss Spass machen!
Dies sollte eigentlich selbstverständlich sein und steht nicht zufällig an erster Stelle. Die Trainingseinheit muss auf alle individuellen Fähigkeiten eingehen und alle Kinder mit einbeziehen. Wenn Kinder Spass haben ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie gerne wiederkommen und ihren Sport weiter ausüben möchten.
2. Ein gutes Betreuer : Kinder Verhältnis
Es sollten ausreichend Erwachsene als Helfer und Betreuer zur Verfügung stehen, damit das Training nicht in Chaos ausartet. Dies gilt der sicheren Durchführung, und es zeigt den Kindern dass ihnen ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ausserdem hilft es ihnen beim Lernen, da sie ein besseres individuelles Feedback bekommen. Bei kleineren Kindern sollte ein Trainer für höchstens 10 Kinder zuständig sein, bei Gruppen mit mehr als 10 Kindern ist mindestens ein weiterer Betreuer ratsam.
3. Genug Material
Kinder wollen im Sport beschäftigt werden, sie wollen jede Gelegenheit nutzen alle vorhandenen Bälle oder andere Spielgeräte auszuprobieren und den Umgang mit ihnen zu erlernen. Ist nicht genug Material für alle da oder kommen sie nicht zum Zug, wird ihnen schnell langweilig.

4. Strukturiertes und auch unstrukturiertes Spiel - und kein Anstehen!
Die besten Trainingseinheiten wirken von aussen betrachtet oft etwas wild und durcheinander. Das ist jedoch in der Regel erwünscht und daher völlig in Ordnung. Eine Reihe hintereinander aufgestellter Kinder die warten bis sie endlich dran sind mag zwar ordentlich aussehen, ist aber völlig kontraproduktiv und fördert keinerlei Sportverständnis sondern bestenfalls Langeweile.
5. Gut geplant und organisiert
Eine effektive Trainingseinheit ist gut geplant und hat klare Ziele. Dies widerspricht nicht dem oben erwähnten organisierten Chaos, im Gegenteil! Wenn der Trainer weiss worauf er hinaus will, ist ein gewolltes Durcheinander höchst produktiv. Die einzelnen Teile der Trainingseinheit gehen ausserdem im Idealfall fliessend ineinander über, es gibt wenig Standzeiten und viel Action.
6. Sinnvoller Aufbau
In der Regel sollte eine Einheit mit einer Art Warm-Up oder Intro beginnen - am besten in Form eines Spiels. Danach werden die Ziele der Einheit erarbeit, es besteht die Gelegenheit zu lernen und Erlerntes zu vertiefen. Dies geschieht variantenreich und mit viel Abwechslung. Zum Schluss folgt ein spielerischer Ausklang. Auch ein kurzes Feedback ist sinnvoll, bei dem sich die Kinder selber einbringen dürfen. Oft können Vorschläge aus solchen Feedbackrunden aufgenommen und vom Trainer in kommende Einheiten aufgenommen werden.

7. Weniger reden, mehr spielen
Oft verschwenden Kindertrainer unnötig Zeit mit Reden. Alles wird haarklein und gebetsmühlenhaft erklärt. Dabei ist die Gelegenheit selber zu entdecken wichtig für die kindliche Entwicklung. Eine kurze Anweisung in Form von wenigen Stichpunkten genügt, dies gewährt den Kindern den nötigen Freiraum, eigene Lösungen für die gestellte Aufgabe zu entdecken.
8. Angemessene Herausforderungen
Keine fertigen Lösungen präsentieren! Das schlimmste was im Kindersport passieren kann ist Langeweile. Aufgaben müssen entsprechend dem Spielniveau der Gruppe gestellt werden. Zu einfach aber auch oder zu schwer führt dazu dass Kinder schnell das Interesse verlieren. Ein guter Trainer reagiert wenn eine Spielform nicht "läuft" und passt sie entsprechend an.
9. Fehler sind ausdrücklich erlaubt!
Nur wer Fehler macht, lernt! Wichtig ist daher beim Training eine Angstfreie Umgebung, die Möglichkeit neue Dinge auszuprobieren, eigene Wege zur Aufgabenbewältigung zu finden. Dies funktioniert jedoch in der Regel nur nach mehrmaligem Scheitern. Die Freude über ein Erfolgserlebnis ist hinterher umso grösser, das Lösungsmuster kann abgespeichert und später bei Bedarf darauf zurückgegriffen werden. Vorgefertigte Lösungen machen unkreativ und wirken und wirken schlimmstenfalls sogar als Entwicklungsbremse.
Es gibt keine Patentrezepte zur Trainingsgestaltung. Jeder Trainer ist anders, jede Gruppe ist anders, Ansprüche und Sportarten unterscheiden sich. Was jedoch allen Ansätzen gemeinsam sein muss ist die Möglichkeit zu lernen, sich weiterzuentwickeln und - ganz wichtig - dass alle Seiten Spass daran haben und gerne wiederkommen!!
in Anlehnung an: "Parents - do you know what a good coaching session looks like"
von: Working With Parents in Sport
https://www.parentsinsport.co.uk/