Monaco 2017 - Tag 2

Roald Bahr, screening, IOCprev2017
Warum ist Screening sinnvoll? Keynote Vortrag von Roald Bahr

Auch heute gab es wieder eine Vielzahl an Eindrücken zu verarbeiten, allen voran der Vortrag von Roald Bahr: 

Wer Verletzungen vermeiden will muss nicht nur wissen wie sie entstehen, wichtig ist auch das Erkennen von Risikofaktoren. Denn was interessiert mich wie tödlich der Biss einer grünen Mamba ist, wenn in Mitteleuropa die Wahrscheinlichkeit von einer gebissen zu werden gegen null geht, um es mal mit einem Beispiel auszudrücken.

Dabei muss man sich aber im Klaren sein dass Risikobewertung - auch Screening genannt (im Normalgebrauch würde man wahrscheinlich Vorsorgeuntersuchug sagen) als Prediktor an sich nicht taugt. Die Identifikation von Risikofaktoren ist nicht gleichzusetzen mit der Vorhersage von Krankheit oder Verletzung. Auch hier ein Beispiel: Raucher haben ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass jeder Raucher krank wird. Helmut Schmidt hat mit 95 Jahren immer noch gequalmt wie ein Schlot. Das Ziel des Screenings im Sport kann also nicht sein, den Faserriss auf Datum und Uhrzeit vorauszusagen um dann entsprechend dagegen vorgehen zu können. Dieser Ansatz ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt.

Prävention im Sport bedeutet, das Verletzungsrisiko einer bestimmten Population, beispielsweise einer Mannschaft, herabzusetzen. Kann bedeuten: die Gesamtzahl der Verletzungen in einer Saison zu verringern. Wenn alles dafür getan wird und es verletzt sich am Ende doch noch irgendeine arme Sau (statt wie vielleicht früher im selben Zeitraum 7 oder 8) lässt sich das eben nicht vermeiden. Individueller Shit happens! Die Gesamtpopulation (in diesem Fall das Team) wird aber in der Summe weniger anfällig sein. Mit Screening hat das aber im konkreten Fall nichts zu tun!

Wozu taugt aber dann ein Screening überhaupt, wenn nicht zur Vorhersage? Ganz einfach: es ist in der Lage, existierende (!!) aber bisher nicht erkannte Probleme zu erkennen und entsprechend zu reagieren, z.B. Stressreaktionen im Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es lassen sich Baseline-Werte etablieren, z.B. in Bezug auf Kraft oder Beweglichkeit, die nach einer möglichen Verletzung im Wiederaufbau der Zielsetzung dienen können. Ausserdem ist es in der Lage, die Bindung und das Vertrauensverhältnis zum (medizinischen) Betreuer zu festigen Daher sollte trotz der fehlenden Vorhersagekraft nicht auf ein Screening verzichtet werden.

 

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Isabel Schneider

(Sportwissenschaftler MA)

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